Rückblick 2015

 

Ich wünsche allen meinen Lesern einen guten Rutsch ins Neue Jahr und bedanke mich für alle die liebevollen Kommentare und das Interesse an meinem Blog.

goldene.Katzen

Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben.
Sie haben meine Phantasie beflügelt.

Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten.
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.

Ich danke allen, die mich belogen haben.
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.

Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.

Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben.
Sie haben meinen Mut geweckt.

Ich danke allen, die mich verlassen haben.
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.

Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben.
Sie haben mich wachsam werden lassen.

Ich danke allen, die mich verletzt haben.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.

Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben.
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.

Ich danke allen, die mich verwirrt haben.
Sie haben mir meinen Standpunkt klar gemacht.

Vor allem danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin. Sie geben mir Kraft zum Leben!

Paul Coelho

Foto : 29.12.15

Ein Symbol für Glück und Hoffnung für einen Neuanfang:

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Fotos: Sylvia Waldfrau

Rhythm and Blues/ Neue Zeit

Im Quasimodo, einer Jazzkneipe in Berlin, lernte ich ihn kennen. Nach all der Folkmusik fand ich zurück zum Jazz. Nach der Trennung von meinem langjährigen Lebensgefährten reiste ich alleine und besuchte viele Städte und Konzerte. Mehrmals flog ich einige Tage nach Berlin, damals noch mit einer amerikanischen Fluggesellschaft, die deutschen durften Berlin damals nicht anfliegen. Nach einem Konzert von Slickaphonics, die ich schon von den Straßburger Jazztagen kannte, gab es noch einen Late-Night-Drink in meinem Lieblingsjazzclub.

So begegnete er mir. Ich liebte zuerst sein Saxophonspiel, wenn ich ehrlich bin. Die Band war aus Liverpool und spielte Rhythm and Blues. Ein Freund war auch da, der die Band kannte und so kamen wir ins Gespräch.Wir unterhielten uns an dem Abend über englische Gedichte und er zitierte einige frei aus dem Kopf. Das imponierte mir und wir fanden uns sehr sympathisch und trafen uns wieder. So entstand meine erste und einzige Wochenendbeziehung. Freitag nach der Arbeit trank ich eine Kanne Kaffee, setzte ich mich in meinen klapprigen, quitschgelben R4, der Ernie hieß, da ich auf dem Kofferraum den großen Adler von „Ernie Ball“ aufgeklebt hatte und reiste der Band nach.

Das Auto hatte ich für 300 DM gekauft, die Musikanlage darin kostete damals ein Vielfaches. Ich fuhr also, mit dröhnender Musik, da das Auto so laut klapperte, quer durch die südliche Hälfte der Republik und der Schweiz um ihm nahe zu sein. Das war mein Lieblingslied zu der Zeit:

Lustig war es immer in der Schweiz. Erst beim drittletzten Song geriet das Publikum außer Rand und Band. Ein seltsamer Anblick, die sonst so gemütlichen und etwas steifen Schweizer, auf den Tischen tanzen zu sehen. Die Band war live einfach mitreißend und wir kamen immer erst gegen Morgen in die Federn. Vorher konnte keiner schlafen, denn nach dem Konzert war immer die beste Stimmung und alle hellwach. So lernte ich das Nachtleben und viele nette Nachteulen der Städte kennen.

Uhrig_Donnelly

Ein Jahr lang hielt ich es durch, dann war ich es müde immer unterwegs zu sein. Ich kannte nun alle Clubs von Mannheim und Frankfurt bis Basel und trank zuviel Kaffee mit Cognac um bis morgens wach zu bleiben. An den Liverpooler Slang hatte ich mich inzwischen gewöhnt, aber nicht an das Tourleben. Privatleben war rar und ich saß mehr in Clubs und trank mehr als mir lieb war. Aber ich möchte die Zeit nicht missen.

Übrigens, die Band gibt es immer noch, wenn auch in immer wieder wechselnder Formation:

26. Dezember

Fotos Sylvia Waldfrau

Heute Morgen, ein stiller Morgen. Raureif pudert den Garten, nur ein fernes Glockenläuten weht herüber, kein Lärm stört die Idylle. Der Vollmond steht noch tief am Himmel aber der Tag kündigt sich an.

Zeit nach den fröhlichen und lauten Feiern und Schlemmen etwas innere Ruhe zu finden. Nach der Vollmondnacht folgt nun ein klarer Tag, die Sonne geht auf und ich freue mich auf ein gemütliches Atemholen bei einer frisch aufgebrühten Tasse Kaffee und auf einen geruhsamen, friedlichen Tag.

 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud‘ und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd‘ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

Johann Wolfgang von Goethe

 

Friedliche Festtage

Fotos: Sylvia Waldfrau

Ich wünsche allen wundervolle, fröhliche Festtage.

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Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.
Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.
Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.
Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.
Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.
Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
„Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.“

Erich Kästner

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Illusion

Gestern als wir in der Sonne im Park saßen, beobachteten wir lange einen Speerwerfer, der übte. Wie auf einer Bühne stand er vor uns auf der Wiese im Sonnenlicht.

Zuerst stand er eine Weile ruhig und entspannt an einer Stelle und blickte starr in eine Richtung. Er bückte sich und hob etwas auf. Beim Aufrichten schien er die Schwere des Speeres in der flachen Hand abzuschätzen.  Er scharrte dann leicht mit den Füßen um eine gute Startposition zu finden, streckte langsam und bedächtig den Arm hinter die Schulter, blickte zurück um die Balance des Speers zu prüfen, tänzelte ein paar Schritte um dann mit kraftvollen Schritten vorwärts zu streben und im Laufen den Arm nach vorn reißend machte er einige leichte Sprünge und schleuderte den Speer ab. Auf einem Fuß balancierend schien er einen Moment lang wie ein Tänzer im Sonnenlicht zu schweben, bevor er wieder fest auf der Erde stand. Lange schaute er dem davongleitenden Speer nach, als hätte er den Wunsch mitfliegen zu können.  Wir dachten, wir hören das Schwirren des Speers, der die Luft teilt. Dann begann er die Übung von vorn.

Faszinierend war, dass er gar keinen Speer in der Hand hatte. Er übte einfach als hätte er ihn dabei und war völlig überzeugend.

Wir waren gefangen von seinen Bewegungen die harmonisch waren und uns wie ein sich immer wiederholender Tanz erschienen. Da der Park zur Psychiatrie-Klinik gehört, hatten wir wohl einen Patienten vor uns. Er hat uns überzeugt ein guter Speerwerfer zu sein.

„Die Verzweiflung schickt uns Gott nicht, um uns zu töten, er schickt sie uns, um neues Leben in uns zu erwecken“ Aus Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel