Gestern als wir in der Sonne im Park saßen, beobachteten wir lange einen Speerwerfer, der übte. Wie auf einer Bühne stand er vor uns auf der Wiese im Sonnenlicht.
Zuerst stand er eine Weile ruhig und entspannt an einer Stelle und blickte starr in eine Richtung. Er bückte sich und hob etwas auf. Beim Aufrichten schien er die Schwere des Speeres in der flachen Hand abzuschätzen. Er scharrte dann leicht mit den Füßen um eine gute Startposition zu finden, streckte langsam und bedächtig den Arm hinter die Schulter, blickte zurück um die Balance des Speers zu prüfen, tänzelte ein paar Schritte um dann mit kraftvollen Schritten vorwärts zu streben und im Laufen den Arm nach vorn reißend machte er einige leichte Sprünge und schleuderte den Speer ab. Auf einem Fuß balancierend schien er einen Moment lang wie ein Tänzer im Sonnenlicht zu schweben, bevor er wieder fest auf der Erde stand. Lange schaute er dem davongleitenden Speer nach, als hätte er den Wunsch mitfliegen zu können. Wir dachten, wir hören das Schwirren des Speers, der die Luft teilt. Dann begann er die Übung von vorn.
Faszinierend war, dass er gar keinen Speer in der Hand hatte. Er übte einfach als hätte er ihn dabei und war völlig überzeugend.
Wir waren gefangen von seinen Bewegungen die harmonisch waren und uns wie ein sich immer wiederholender Tanz erschienen. Da der Park zur Psychiatrie-Klinik gehört, hatten wir wohl einen Patienten vor uns. Er hat uns überzeugt ein guter Speerwerfer zu sein.
„Die Verzweiflung schickt uns Gott nicht, um uns zu töten, er schickt sie uns, um neues Leben in uns zu erwecken“ Aus Hermann Hesse, Das Glasperlenspiel
… wenn man dann wieder aufsteht und die Situation annimmt…
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Ich mag diesen Speerwerfer, und wie du ihn geschilder hast. 🙂
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