26. Dezember

Fotos Sylvia Waldfrau

Heute Morgen, ein stiller Morgen. Raureif pudert den Garten, nur ein fernes Glockenläuten weht herüber, kein Lärm stört die Idylle. Der Vollmond steht noch tief am Himmel aber der Tag kündigt sich an.

Zeit nach den fröhlichen und lauten Feiern und Schlemmen etwas innere Ruhe zu finden. Nach der Vollmondnacht folgt nun ein klarer Tag, die Sonne geht auf und ich freue mich auf ein gemütliches Atemholen bei einer frisch aufgebrühten Tasse Kaffee und auf einen geruhsamen, friedlichen Tag.

 

An den Mond

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud‘ und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd‘ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

Johann Wolfgang von Goethe

 

4 Gedanken zu “26. Dezember

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