Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.
Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.
Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.
So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.
Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.
Hermann Hesse
Fotos: Sylvia Waldfrau
Sehr gut geschrieben, Herr Hesse! 😀 Mir gefällt das Foto mit dem Schmetterling am besten – ich liebe sie einfach ❤
LikeGefällt 1 Person
Sie sind selten geworden die schönen Falter. Ich sehe nur noch Buchsbaumzünsler. Da die Raupen meine Buchsbäume zerstört haben, mag ich sie nicht so sehr 😦
LikeLike
So schön, das Hesse-Gedicht mit deinen Fotos. Gefällt mir sehr! 🙂
Liebe Grüsse zu dir ❤
LikeGefällt 2 Personen
Ich weiß ja du bist auch ein Hesse-Fan. Dankeschön und liebe Abendgrüße zurück 🙂
LikeLike
… wie schön der Untergrund die Bewegung des Salamanders aufgreift… deine Fotos schweben auf den poetischen Zeilen…
LikeGefällt 1 Person
Er konnte Stimmungen unnachahmlich in Worte fassen und dieses Gedicht und Deine Fotos stimmen wunderbar ein auf die kommende Jahreszeit, auch wenn viel Melancholie darin steckt.
Lieber Morgengruß von mir….
LikeGefällt 1 Person