Rückzug

Im Moment ziehe ich mich etwas in mein Schneckenhaus zurück und gehe in Deckung, damit ich die Tage bis zum Auszug meines Mannes unbeschadet überstehe. Bei ihm entlädt sich eine geballte Ladung Frustration und er äußert sich in unserem Umfeld sehr negativ. Also aktiviere ich meine Kräfte nochmals und versuche ihm aus dem Weg zu gehen. So bin ich viel unterwegs und selten online.  Bald wird Ruhe einkehren und dann bin ich wieder aktiver.

Fotos: Sylvia Waldfrau

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Zwei Gesichter

Foto: Serge Lutens

Eingehüllt in Resignation war ich sprachlos geworden. Die Stille war eine trügerische, denn in mir brodelte es. Ich fühlte nur eine große Unzufriedenheit, die ich nicht genau benennen konnte.  Ein war ein nur scheinbar gelassenes Abwarten und auf ein nahes Ende Hoffen.

Heute mit einer Explosion, ausgelöst durch ein paar dumme Worte, platzte die Stille und ein Wortschwall voller Zorn sprudelte heraus. Ich las einmal: „Stehst du am Abgrund dann siehst du tief und weit“. Dieses Gefühl hatte ich, ich sah all das Verborgene und Tiefverschüttete in mir und der Blick nach vorn in die Weite erschien so hoffnungslos. Der Frust der letzten Monate kam ungebremst an die Oberfläche. Steh hinter dir, wenn du von vorn angegriffen wirst, heißt ein Spruch. Ich stand nicht hinter mir, ich stand weit, weit vor mir, exponiert, kämpferisch und voller Wut.

So hat man zwei Gesichter und ab und an kann man beide erkennen und muss sich eingestehen, dass man nicht immer friedliebend und ausgleichend ist, sondern eben auch eine verbal böse Seite hat, wenn man angegriffen wird und sich verteidigen muss. Immerhin ist meine Sprache zurückgekehrt, ich kann wieder ausdrücken was mich bewegt. Adrenalin scheint meinem Hirn gut zu tun, was nicht bedeutet, dass ich solche Situationen häufiger erleben möchte, denn körperlich ist das verdammt anstrengend.

 

Wahl-Sonntag auf dem Lande

Der Weg zur Wahl ist hier ein Spaziergang durch Gärten und Natur. Es war fröhlich im Wahlbüro, man kennt sich und scherzt ein wenig.  Leckereien gab es auch, die katholischen Chorfrauen boten, gegen eine kleine Spende, selbst gebackenen Kuchen an und das ohne Bedingungen 😉 Jeder grüßt jeden, ob man sich kennt oder nicht. Ländliche Idylle eben. Ich hoffe das möglichst wenige  von marktschreierischen und fremdenfeindlichen Parolen überzeugt wurden.  Es wird in der Grundschule gewählt und man sah man fast nur alte Leute zur Schule streben, ich überlegte wo den die junge Generation geblieben ist oder ob die erst gegen Abend die Zeit findet zu kommen.

Auf dem Weg entdeckte ich viele neue Blüten, die trotz kühlem Wind schon ihre Schönheit entfalten. Dies ist der Vorteil auf dem Lande, man kann das Genießen von Ruhe und Schönheit mit der Pflicht verbinden und man kann dabei dann sogar das Gemüt beruhigen und auftanken.

Fotos: Sylvia Waldfrau

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Loslassen / Ein Traum

Als ich heute dieses Bild sah, da fiel mir ein Traum ein, den ich vor langer Zeit hatte und nie vergessen habe. Ich sehe ihn noch vor mir, als wäre es erst gestern gewesen.

Mir träumte ich ging einen langen schmalen Feldweg zwischen Wiesen entlang, der langsam zu einem Hügel aufstieg. Am Hang über mir standen Reihen von Frauen mit langen Bahnen von rotem Stoff in erhobenen Händen und sie schwenkten das wallende Rot über ihren Köpfen. Ich wandelte den Weg entlang und konnte meinen Blick nicht von dem Spiel des Stoffes im Wind und den weichen Bewegungen der fröhlich lachenden Frauen wenden. Sie hoben und senkten die Arme und das sanfte Flattern der Stoffbahnen erinnerte an Wellen des Meeres. Dann ließen die Frauen die Bahnen los und sie schwebten einige Zeit im Spiel des Windes über die Wiese und ich erwachte.

Loslassen und Trennung ist gerade mein Thema. Eine immer wiederkommende Aufgabe die immer wieder geübt werden muss.

Trauer und Neugier auf den Aufbruch in ein neues Leben wechseln sich ab wie das Auf und Ab der wallenden roten Stoffbahnen im Wind.

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Als ich mich selbst zu lieben begann……….

Als ich mich selbst zu lieben begann… habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich ruhig sein. Heute weiß ich: Das nennt man SELBSTBEWUSSTSEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, wie sehr es jemand beleidigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzudrücken, obwohl ich wusste, dass die Zeit nicht reif war und der Mensch nicht bereit, und auch wenn ich selbst dieser Mensch war. Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Einladung zum Wachsen war. Heute weiß ich, das nennt man REIFE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben, und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Freude und Glück bringt, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem eigenen Rhythmus. Heute weiß ich, das nennt man EINFACHHEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer wieder hinunter zog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“, aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: das nennt man BESCHEIDENHEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, so lebe ich heute jeden Tag, Tag für Tag, und nenne es BEWUSSTHEIT.

Als ich mich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken behindern und krank machen kann. Als ich mich jedoch mit meinem Herzen verband, bekam der Verstand einen wertvollen Verbündeten. Diese Verbindung nenne ich heute HERZENSWEISHEIT.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN !

Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag