Vorab: ein paar Fotos sind Kopien und sehr alt und haben deshalb einen antiken Touch 🙂
Auf einer unserer Fahrten entlang des Ring of Beara mit unserem VW Bus entdeckten wir, als wir einen Schlafplatz suchten und uns, auf einem schmalen Weg Richtung Meer, zwischen den hohen Fuchsienhecken durchzwängten ein altes, leerstehendes Haus.
Wie im Dornröschenschlaf war der Eingang zugewuchert und der Garten verwildert. Wir traten durch das verfallene Türchen in den Vorgarten und wurden von einem atemberaubenden Blick auf das Meer überrascht. Die Lage war wunderbar, das Haus etwas marode, aber keine Ruine. Unser Interesse war geweckt, denn es war unser Traum ein Haus in Irland zu haben. Mein Freund, als Musiker, trat oft in Irland auf und wir suchten deshalb dort ein zweites Domizil.
Im oberhalb liegenden Dorf Eyeries erkundigten wir uns wem das Haus gehört und erfuhren, dass es vor Jahren ein Hamburger wohl auf Grund eines Fotos gekauft hatte, einmal kam und danach nie wieder gesehen wurde. Den Namen kannte niemand, nur der Notar wurde uns genannt, der den Kauf abgewickelt hatte. Es war eine Sisyphusarbeit den Besitzer herauszufinden. Der war beim Anblick des Hauses wohl so geschockt gewesen, dass er froh war, die „Hütte“ wie er sie nannte, loszuwerden. Und so wurden wir stolze Besitzer eines Hauses an der Westküste von Irland. So sah das Haus vor der Renovierung aus:
Das Dorf Eyeries war klein, hatte nur eine Kirche, eine Tankstelle, einen kleinen Lebensmittelladen, aber natürlich drei Pubs. Patricks Pub (jeder dritte dort heißt Patrick) wurde unsere Stammkneipe, dort lernten wir die dann die meisten Einwohner kennen und schlossen einige Freundschaften.
Manchen Abend sangen wir dort mit den Iren zusammen lange Balladen am offenen Kamin. A pint of Guiness oder ein Glas mit einem guten irischen Whiskey in der Hand wurden wir in die Dorfgeschichten eingeweiht. Ein 80jähriger, fast ohne Zähne, nuschelte mir damals dort einen Heiratsantrag ins Ohr. „Slàinte“ erwiderte ich nur und lachte.
Das Haus auszubauen war viel Arbeit und die Beschaffung von Material abenteuerlich. Wir deutschen Standard gewohnt, hatten genaue Vorstellungen. Die Iren staunten, wenn wir Material suchten oder schüttelten den Kopf. Doppelglasfenster, was ist das? Bodenisolierung??? Braucht man das? Unsere Wasserleitung wurde überirdisch über die Schafs- und Kuhweiden gelegt. Kam kein Wasser, dann war eine Kuh darauf getreten. Durch den Golfstrom ist der Winter mild und ohne Bodenfrost . Trotzdem schachteten wir den Boden im Haus etwas aus, da es wegen dem felsigem Untergrund keine Keller gibt, und bestellten Kies. Die Männer des Dorfes kamen täglich und wollten das deutsche Bauwunder erklärt haben. Unser zwei auf vier Meter großes Panoramafenster wurde aus Dublin angeliefert und der Lkw brauchte eine Stunde nur vom Dorf zum Haus und zurück. Rückwärts musste er sich seinen Weg zurückbahnen. Leider war dann das Doppelglasfenster undicht und so holten sie es im nächsten Frühjahr wieder ab und lieferten ein neues. Wir waren Gesprächsstoff Nummer Eins im Dorf. Das Dach wurde abgedeckt, neue Ziegel sollten verlegt werden. In dieser Nacht gab es Sturm, der Regen fiel wie ein Wasserfall und unsere Plastikplane über dem Dach bekam Löcher. Eine Nacht lang stellten wir Wannen und Schüsseln auf und leerten sie alle Stunden. Als später die Ziegel ausgingen, da hieß es im Baustoffhandel in Castletownbere, dass es zwei Monate ginge bis sie neue hätten. Also bestellten wir diese auch in Dublin und erneut quälte sich ein Lkw über unseren engen, holperigen Weg zum Haus.
Lovely weather, isn’t it? wurden wir immer überall im Dorf begrüßt und dann frug man nach dem Baufortschritt. Unser gelber VW-Bus war auch nicht zu übersehen und waren wir damit unterwegs, nickten sie uns mit einem kurzen Kopfrücken nach links zu. Am Anfang konnte ich diese Bewegung nicht einordnen, aber da es alle taten, fingen wir an das auch zu üben. Das war ihr Gruß. Öfters hielt uns auch jemand an. Einmal streckte uns ein wirklich alter Mann seinen Stock in den Weg und ließ sich mitnehmen. Nach 500m holten wir seine Schafherde ein, da stieg er wieder aus und trieb sie weiter. Sein Geruch hing noch eine Weile im Auto. Lovely smell, isn’t it? scherzten wir und rissen die Fenster auf.
Als dann am Haus endlich alles fertiggestellt war, fing die erholsame Zeit an und wir genossen jeden Tag in unserer zweiten Heimat. Viele Jahre verbrachten wir dort, manchmal mehrere Monate am Stück und fanden viele gute Freunde. Leider gibt es vom fertigen Haus nur Dias, es war ein Schmuckstück geworden.
Es gibt da noch die ein oder andere Geschichte aus dieser Zeit zu erzählen……….

Blick aus unserem Panoramafenster aufs Meer. Morgens weckte uns häufig das Blöken der Schafe und jeden Abend sahen wir einen spektakulären Sonnenuntergang. 