Wie wir zu Dudelsackimporteuren wurden
Mein ehemaliger Lebensgefährte, Journalist und Musiker, war immer auf der Suche nach Stories und Instrumenten rund um die Musik. So organisierte er eine Privatvorführung im Uilleann-Pipes Museum in Dublin. Ein zerknitterter alter Herr führte uns spät abends durch die Räumlichkeiten und spielte uns Reels und Jigs auf den Pipes vor. Die Töne füllten die leeren Räume und verursachten Gänsehaut. Mit typisch irischem Akzent erklärte er uns die Technik und wir durften auch versuchen ein paar Töne zu entlocken. Es ist schwer mit einem Arm die Luft in den Sack zu pumpen und gleichzeitig mit beiden Händen die Flöte zu spielen. Wir hatten viel Spaß trotz aller Missklänge.
So eingestimmt, schlenderten wir danach durch Dublin auf der Suche nach einem Pub mit Livemusik. Im Schaufenster eines kleinen, versteckten Secondhand -Musikgeschäft entdeckten wir eine edle Querflöte aus Ebenholz die uns sofort faszinierte. Am nächsten Morgen standen wir natürlich früh in diesem Lädchen und hielten die wundervolle Flöte in unseren Händen. Im mit Samt ausgelegten Kästchen stand: Camac, Mouzeil. Der Inhaber wusste aber nicht viel über die Herkunft. Ohne lange zu zögern gingen wir zum nächsten Telefon in einem Pub. Damals waren da noch Münzautomaten. Man rief die Vermittlung an und die sagte dann wie viele “coins” man einwerfen musste. Mouzeil, dachten wir uns müsse in Frankreich liegen. Wir wurden verbunden und ich höre noch heute das klong, klong der vielen fallenden Münzen.Uns schwebte ein Baskenmützen tragender Franzose in einer kleinen dunklen Werkstatt vor und wir waren neugierig auf ihn und seine Flöten. Also baten wir um die Adresse und falls vorhanden, um einen Prospekt.
Einige Zeit später und zurück in Deutschland traf ein Päckchen bei uns ein. Darin lag ein dicker Ordner. Das war eine wie Wundertüte für Musiker. Da gab es Instrumente für Folkmusiker aus aller Welt. Gerade da gab es einen Boom in der Folkmusiksszene und mein Partner, der selbst irische Musik in einer Band spielte, erkannte sofort diesen Schatz. Es gab auch für die Mittelaltersszene Instrumente wie Dudelsäcke und alte Lauten. Ein Griff zum Telefon war das nächste und wir kündigten unseren Besuch in der Bretagne an. Dort angekommen fanden wir eine sehr große Firma vor. Mit staunenden Augen bewunderten wir in den Fertigungshallen voller prachtvoller Harfen, Dudelsäcken, keltischen Trommeln und vielfältigen Sorten von Flöten. Nach einem Gespräch bei gutem Essen mit den Chefs wurden wir für viele Jahre erfolgreiche Importeure für all diese Schätze. Und das Alles nur wegen einer ebenhölzernen Querflöte aus einem kleinen verstaubten Laden in Dublin.