Noch heute wird in Oberschwaben, sowie in vielen anderen Regionen und Ländern, der Brauchtum des Maibaum- Aufstellens gepflegt. Teilweise sind es wunderschön geschmückte Bäume.
Herkunft:
Ursprünglich war das Maibaumstellen Teil des so genannten „Mailehenbrauchs“, einer Art dörflicher Partnervermittlung, die im 17. Jahrhundert entstand. Dabei wurden die unverheirateten jungen Frauen eines Dorfes den Junggesellen für eine bestimmte Zeit als „Lehen“, als Leihgabe übergeben. Das geschah nach einem bestimmten Verfahren, erläutert der Volkskundler Alois Döring: „Die unverheirateten jungen Männer eines Dorfes ersteigern die unverheirateten Mädchen und bilden so Maipaare.“
Bräuche zum 1. Mai:
Die Herkunft all dieser Bräuche ist so verwirrend und vielfältig wie diese selbst: Im Kalender der Kelten, der nur zwei Jahreszeiten kannte, war der 1. Mai der Übergang vom Winter zum Sommer – ein Anlass für wilde Feste und schaurige Blutopfer. Die Germanen wollen in dieser Nacht ihre Göttin Freia beobachtet haben, wie sie mit Wotan den Frühling zeugte.
In christlicher Zeit hat die Volksheilige Walburga (oder Walpurgis) der Freia den Rang abgelaufen: Die um 710 in England geborene Äbtissin des Klosters Heidenheim in Franken galt als Beschützerin vor Zauberpraktiken und bewahrte Mensch und Vieh vor den Umtrieben der Hexen. Termin ihrer Heiligsprechung: Der 1. Mai.
Maibaum aufstellen:
Bei diesem Akt werden alle kräftigen Männerhände des Ortes gebraucht, denn die Benutzung von technischen Hilfsmitteln ist verpönt. Nach alter Tradition wird der Baum mit dicken langen Stangen „Schwaibeln“, die zu „Scheren“ zusammengebunden werden, nach Kommando aufgerichtet. Diese Arbeit kann sich über zwei Stunden hinziehen.
Maibaumfeste
Rund um das Aufstellen findet das Maibaumfest statt. Bei Blasmusik, Speis und Trank kommt man hier gesellig zusammen. Gäste und einheimische Bevölkerung sind herzlich eingeladen die Aufsteller anzufeuern. Für Spaß und Gaudi sorgen vielerorts traditionelle Bänder- und Volkstänze um den Baum oder die Wahl einer Maikönigin.
Maibaumkraxeln
Pech, Spucke und einen 30 Meter hohen Maibaum – zum Maibaumkraxeln die Dorfburschen keine große Ausrüstung. Sie schmieren sich Pech an die Füsse, spucken sich in die Hände und aufwärts geht es. Unterm Maibaum trifft man sich zum Feiern und man pflegt die bayerische Gemütlichkeit. Das Kraxeln ist eine Maibaum-Gaudi, die im Südlichen Niederbayern und im Passauer Land entstanden ist.
Freinacht:
Schwupp, schon ist der Maibaum weg. Zwei Bräuche freilich machen den Kern der wilden Mainacht aus: Der Maibaumkult südlich der Mainlinie, die Walpurgisnacht nördlich. Ersterer entwickelte sich ab dem 16. Jahrhundert aus alten Fruchtbarkeitskulten und dokumentierte das wachsende Selbstbewusstsein der Gemeinden, deren Mitte er – oft vorm Dorfwirtshaus, meist geschmückt mit geschnitzten Figuren, Bemalungen und bunten Bändern – ab den letzten Apriltagen schmückte.
Zugleich freilich stand der Maibaum lange Zeit jenseits von Recht und Gesetz: Weil er meist im Staatswald geschlagen wurde, untersagte die Obrigkeit den Maibaum – bis König Ludwig I. die „Umtriebe“ offiziell zum Brauchtum erklärte. Inzwischen hat sich der Wettstreit um den schönsten und höchsten Baum im südlichen Bayern zum Volkssport entwickelt.