Ich möcht
mit deiner Sprache
sprechen
ich möcht
mit deinem Blühen
blühn
ich möcht
mit deiner Farbe
färben
trüber Zeiten
Nebelkleid
Fotos: Sylvia Waldfrau
Ich möcht
mit deiner Sprache
sprechen
ich möcht
mit deinem Blühen
blühn
ich möcht
mit deiner Farbe
färben
trüber Zeiten
Nebelkleid
Fotos: Sylvia Waldfrau
Fotos: Sylvia Waldfrau
Die linden Lüfte sind erwacht
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
man weiß nicht, was noch werden mag,
das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefe Tal:
nun armes Herz vergiß der Qual !
Nun muss sich alles, alles wenden
Ludwig Uhland
Fotos: Sylvia Waldfrau
Fotos Gras und Getreide: Sylvia Waldfrau
Schönes, grünes, weiches Gras.
Drin lieg ich.
Mitten zwischen Butterblumen!
Über mir
warm,
der Himmel:
ein weites, zitterndes Weiß,
das mir die Augen langsam, ganz langsam
schließt
Wehende Luft … ein zartes Summen.
Nun bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz,
und deutlich spür ich,
wie die Sonne mir durchs Blut rinnt –
minutenlang
Versunken Alles. Nur noch ich.
Selig.
Arno Holz
Fotos: Sylvia Waldfrau
September
Der Garten trauert,
kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
still seinem Ende entgegen.
Golden tropft Blatt um Blatt
nieder vom hohen Akazienbaum.
Sommer lächelt erstaunt und matt
in den sterbenden Gartentraum.
Lange noch bei den Rosen
bleibt er stehn, sehnt sich nach Ruh.
Langsam tut er die großen,
müdgewordenen Augen zu.
Hermann Hesse
Fotos: Sylvia Waldfrau
Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.
Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.
Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.
So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.
Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.
Hermann Hesse
Ein kleiner Regentropfen
funkelt und glitzert —
Kristall
in schimmerndem Licht
Die wolkenverhängte Sonne
sammelt Licht
im Regenbogen der Versprechung
Lilit Pavell
Fotos:
Fotos: Sylvia Waldfrau
Ulme / Elm
Ich kenne den Grund, sagt sie. Ich kenne ihn durch meine große Pfahlwurzel.
Das ist es was du fürchtest.
Ich fürchte es nicht: weil ich dort war.
Hörst du das Meer in mir,
ist es unbefriedigend?
Oder die Stimme aus dem Nichts, die dein Wahnsinn ist?
Liebe ist ein Schatten.
Wie du daliegst und ihr nachweinst.
Hör: das sind die Hufe: sie ist fort, wie ein Pferd.
Ich werde die ganze Nacht so galoppieren, ungestüm,
bis dein Kopf ein Stein ist, dein Kissen ein Stück Torf,
widerhallend, widerhallend
Oder soll ich dir den Klang der Gifte bringen?
Das jetzt ist Regen, die große Ruhe.
Und das die Frucht davor, zinnweiß wie Arsen.
Ich habe jede Qual des Sonnenuntergangs ertragen.
Verdorrt bis zur Wurzel
brennen meine roten Fasern und stehen, wie eine Handvoll Draht.
Ich breche in Stücke, die mich umfliegen wie Keulen.
Ein Wind von solcher Wucht
wird kein Herumstehen dulden: ich muss aufschreien.
Auch der Mond ist gnadenlos, grausam ausgedörrt,
unfruchtbar,
Sein Glanz versengt mich. Oder ich habe ihn vielleicht gefangen
Ich lass ihn gehen. Ich lass ihn gehen.
Vermindert, flach, wie nach radikaler Operation.
Wie deine bösen Träume mich beherrschen, mich ausstatten.
Ich bin bewohnt von einem Schrei.
Nachts flattert er aus
und sucht mit seinen Haken nach etwas zum Lieben.
Mich schreckt dieses dunkle Ding,
das in mir schläft; tagsüber fühl ich sein weiches, federleichtes Drehen, die Bösartigkeit.
Wolken ziehen, zerstieben.
Sind das die Gesichter der Liebe, diese bleichen Unwiederbringlichkeiten? Schlägt dafür mein Herz?
Ich bin unfähig für mehr Wissen.
Was ist das, was für ein Antlitz, so tödlich erstickend zwischen den Zweigen?
Es ist ein Schlangengiftkuss, lähmt den Willen. Das sind isolierte, schleichende Fehler
die töten, die töten, die töten.
Sylvia Plath
Landnahme
Ins Weideland kam ich,
als es schon Nacht war,
in den Wiesen die Narben witternd
und den Wind, eh er sich regte.
Die Liebe graste nicht mehr,
die Glocken waren verhallt
und die Büschel verhärmt.
Ein Horn stak im Land,
vom Leittier verrammt,
ins Dunkel gerammt.
Aus der Erde zog ich’s,
zum Himmel hob ich’s
mit ganzer Kraft.
Um dieses Land mit Klängen
ganz zu erfüllen,
stieß ich ins Horn,
willens im kommenden Wind
und unter wehenden Halmen
jeder Herkunft zu leben !
Ingeborg Bachmann
Fotos: Sylvia Waldfrau
Dieser Frühlingstag
Fängt mein Herz mit Jubel an,
Weil die Pflaumen blühn!
Kobayashi Issa
Fotos: Sylvia Waldfrau