Wir müssen von Ibadan nach Lagos zur deutschen Botschaft. Bei der Ausfahrt aus dem Unigelände stoppt ein Polizist für uns den Verkehr und wie bei einer Staatskarosse werden wir durchgewinkt. Zwischen stinkenden, qualmenden Lkws, Autos und Kleinbussen, vorbei an jämmerlichen Verkaufsständen geht es durch das tägliche Verkehrschaos Richtung Autobahn.
Endlich lichtet sich das Getümmel etwas und unser Fahrer gibt Vollgas. Der Fahrer brettert, trotz der Gefahr von Schlaglöchern, mit einem Affenzahn über den Expressway. Buschland fliegt an uns vorbei und für mich ist die Fahrt wieder einmal sehr anstrengend bei dem Tempo und den Straßenverhältnissen. Ein kurzes Tanken an einer verrotteten Tankstelle und dann geht es flott weiter. Einwände bezüglich des Tempos werden immer nur kurze Zeit beachtet, dann packt der Fahrer wieder der Geschwindigkeitsrausch.
Plötzlich, hinter einer Kurve, unerwartet ein Vollstau. Hoffentlich kein Unfall schießt es einem durch den Kopf, den man hört oft von schrecklichen Unfällen. Der Fahrer tritt voll auf die Bremse, ich schreie, halte mich fest und ducke mich nieder. Die Reifen quietschen und rauchen, aber wir kommen dem Stauende immer näher. Völlig kopflos weicht der Fahrer auf den holprigen Seitenstreifen aus und versucht die Spur zu halten. Durchgeschüttelt und gerüttelt halte ich den Atem an, klammere mich an die Haltegriffe und schließe die Augen.
Endlich stehen wir und ich öffne die Augen und schaue in eine MP. Mir stockt nun nochmals der Atem. Polizisten weisen uns schreiend und mit bedrohlichen Gesten der Waffen auf einen seitlichen Parkplatz. Die Türen werden aufgerissen, „come out“ werden wir angebrüllt. Angesichts der auf uns gerichteten Waffen kommt man dem natürlich sofort nach.
Umrundet von der Polizei schauen wir zu wie der Kofferraum durchwühlt und die Motorhaube geöffnet wird. Nummern werden mit unseren Papieren verglichen. Sie flüstern miteinander, beraten sich und lassen uns dabei nicht aus den Augen. Das alles wirkt enorm bedrohlich. Mich weist man dann an wieder einzusteigen, ein Polizist bleibt als Wache daneben stehen, meine Begleiter werden zu einem kleinen Häuschen am Ende des Parkplatzes geführt. Mit grimmigen, wichtigem Gesicht stolziert mein Bewacher mit seinem Gewehr vor meiner Tür auf und ab. „I’m here to protect you“`beteuert er. „You are here to take my money“ denke ich, aber schweige und bin nur froh dass meine Tochter bei Freunden in Ibadan geblieben ist, habe aber gleichzeitig auch Sorge, was nun paßiert und was wäre wenn……… lieber nicht weiter nachdenken. Meine Bitte ob ich eine rauchen dürfte wird gestattet. Die Zigarette und ein paar Schritte gehen beruhigen mich etwas.
Eine Stunde muss ich in der Hitze warten. Innerlich aufgewühlt und nervös wird das Warten zur Tortur. Mehrere Autos stehen etwas entfernt, ich höre aufgebrachte Personen laut schimpfen, sie werden aber von der Polizei in Schach gehalten. Meine Begleiter kommen endlich wieder. Mit zornigen Gesichtern steigen sie ein. Wie viel musstet ihr zahlen? frage ich. Keine Antwort. Sie werden innerlich geflucht haben mit einer Weißen unterwegs zu sein, das hat die Kosten sicherlich enorm erhöht. Sie sind diese Überfälle der Polizei gewöhnt, die damit ihre dürftigen Gehälter aufbessert. Dem Fahrer haben sie sogar mit Gefängnis gedroht, da er mich in Gefahr gebracht hätte in dem er so riskant gefahren ist. Ich hoffe still, dass ihm das eine Lehre ist, den er liebt das Rasen mit dem schnellen BMW zu sehr. Nach ein paar Kilometern wird mir übel und wir müssen anhalten. Die Aufregung fordert ihren Tribut. Der Adrenalinspiegel ist immer noch hoch und es bleibt den ganzen Tag eine Mischung aus Zorn und Erleichterung im Kopf.