Where ever I go

Fotos: Sylvia Waldfrau

 

 

 

Vielleicht bin ich verpflichtet zu wandern
Von einem Ort zum nächsten
Der Himmel weiß warum
Aber im wilden Blau da drüben
Dein Stern ist in meinem Himmel fixiert

Nur eine Bar an einer Kreuzung
So weit von zuhause
Aber das ist in Ordnung
Wann immer ich eine dunkle Straße hinuntergehe
Ich fühle mich nicht alleine in der Nacht

Es gibt einen Platz in meinem Herzen
Obwohl wir weit voneinander entfernt sind
Möchtest du es immer wissen
Egal wie lange ich dich gesehen habe
Ich werde für dich eine Flamme halten
Wohin ich auch gehe

Sie schauen hier hinein
Sie ziehen die Jalousien herunter
Aber sie lassen dich eine Weile bleiben
Sie werden sich nicht erinnern

Jetzt muss ich dich verlassen, Bruder
Also diese Runde gehört mir
Hier schaut dich doch irgendwie an
Du kannst weiter gehen und noch einen haben
Sie werden keine Zeit anrufen
Ich werde mich jetzt verabschieden

Es gibt einen Platz in meinem Herzen
Obwohl wir weit voneinander entfernt sind
Möchtest du es immer wissen
Egal wie lange ich dich gesehen habe
Ich werde für dich eine Flamme halten
Wohin ich auch gehe

Ne me quitte pas

Foto: Serge Lutens

Zur Komplettierung der Balladen hier eine letzte. An diese habe ich sehr intensive Erinnerungen. Lang, lang ist es her…………..

Verlass mich nicht
Man muss vergessen
Alles was man vergessen kann
was sich bereits verflüchtigt hat
Vergiss die Zeit
der Missverständnisse
und die verlorene Zeit
in der man wusste wie
Vergiss die Stunden
in denen uns manchmal
das warum jagte
Glücksherz
verlass mich nicht
Ich, ich schenke dir
Perlen aus Regen
die aus dem Land kommen
in dem es niemals regnet
Ich öffne die Erde
bis an mein Lebensende
Um deinen Körper
mit Gold und Licht zu bedecken
Ich schaffe ein Gebiet
wo die Liebe König sein wird
wo die Liebe König sein wird
Wo du Königin sein wirst
Verlass mich nicht
Verlass mich nicht
Ich werde dir absurde
Worte erfinden
die du verstehen wirst
Ich werde mit dir über
deine Liebhaber sprechen
die wir zwei mal gesehen haben
Ihre Herzen umarmen sich
Ich werde dir die Gesichte
dieses Königs erzählen
Und der Tod wird dich niemals treffen können
Verlass mich nicht
Wir haben oft
das strahlende Feuer
des alten Vulkans gesehen
Von man glaubt er sei zu alt
Es ist wie immer gleich
die verbrannte Erde
gibt kein Weizen mehr
Wie schön der April
und wenn der Abend
mit einem flammendem Himmel kommt
das Rot und das Schwarz
Verstoß ihn nicht
Verlass mich nicht
Verlass mich nicht
Ich will nicht mehr weinen
Ich will nicht mehr reden
Ich werde mich hier niederlegen
um dir beim Tanzen und Lächeln zuzuschauen
und um dir beim Singen und dann beim Lachen zuzuhören
Lass mich werden
Schatten deines Schatten
Schatten deiner Hand
Schatten deines Hundes
Verlass mich nicht

Brief an meinen Vater

Diesen Beitrag veröffentlichte ich vor 7 Monaten. Nun bekam ich die Nachricht, dass es meinem Vater gesundheitlich sehr viel schlechter geht und er selbst seine Frau noch selten erkennt. Ich habe diesen Brief heute nochmals gelesen und möchte ihn gerne nochmals veröffentlichen, auch als Trost für mich, denn ich kann ihn leider nicht in Colorado besuchen. Und ich sende hiermit alle meine lieben Gedanken zu ihm und auch zu seiner Frau, die ihn rührend umsorgt.

 

Liebster Papa,

ich weiß, dass du noch du selbst bist, wir dir aber fremd geworden sind. Du kennst uns noch aus der Vergangenheit, aber heute erkennst du uns nicht mehr.

Ich weiß auch,  dass du nun zufrieden in deiner eigenen Welt lebst und meist fröhlich und auf kindliche Weise glücklich bist. Wir sind es die traurig sind. Du vermisst uns nicht, aber wir vermissen den Vater, der du warst.

Deine Kindheit in den Bergen war, deinen Erzählungen nach, eine glückliche Zeit, die in der Jugend aber jäh durch den Krieg endete. Fast noch ein Kind hast du seine Grausamkeit kennengelernt. Du musstest als Soldat kämpfen und bist nur knapp der Kriegsgefangenschaft entronnen. Vieles was du damals erlebst hast, konntest du nie in Worte fassen.

Als junger Ehemann und Vater von drei Kindern musstest du dann deine geliebte Heimat verlassen. Mit nur zwei Rucksäcken mit allem Hab und Gut und den kleinen Kindern war ein Neuanfang schwer. Du hast für uns um ein gutes Leben gekämpft und wir konnten unbeschwert aufwachsen. Du hast uns trotz  aller Widrigkeiten so vieles ermöglicht.

Ich hatte eine wundervolle Kindheit und Jugend. Du warst mein Ein und Alles und gabst mir immer Geborgenheit und Sicherheit. Die Schönheit der Natur hast du mir nahe gebracht und den Blick für kleine Schätze geschärft. Wandern und Skifahren in den Bergen waren deine große Leidenschaft, die du an uns weitergegeben hast. Schon mit zwei Jahren stand ich auf Skiern. Ferien in den Bergen mit dir waren immer ein Abenteuer und während unsere Freunde damals meist zu Hause blieben, hast du uns immer diese Reisen möglich gemacht. Zwar waren unsere Quartiere einfach, aber es war trotzdem wundervoll.

Beruflich erfolgreich bist du dann um die ganze Welt gereist und brachtest andere Kulturen und Gäste aus fremden Gefilden in unser Wohnzimmer. Das öffnete unseren Horizont und machte uns weltoffen und tolerant. Mit einem guten Whiskey in der Hand hörtest du gerne Jazzmusik auf der Terrasse und ich saß manchen Abend dort mit dir unter dem Sternenhimmel.

Dein Sohn, unser Bruder und einige Jahre darauf dessen Frau, sind viel zu früh von uns gegangen. Auch dieses Schicksal musstest du ertragen.

Bei all diesen schweren Schicksalsschlägen ist das Vergessen vielleicht auch eine Erlösung.

Es gab Zeiten, da haben wir uns nicht gut verstanden, da war nur Stille zwischen uns. Wir haben beide darunter gelitten, aber es war keine Einigung möglich. Aber als zu so weit weg gezogen bist, entstand langsam wieder Nähe und wir konnten uns verzeihen.

Nun blickst du in Colorado wieder auf deine geliebten Berge und erinnerst dich dadurch hoffentlich täglich vor allem an deine glückliche Tage der Kindheit und Jugendzeit. Die schrecklichen Zeiten sind vermutlich durch die Krankheit in der Vergesslichkeit versunken und du kannst nun in Frieden leben.

Deine kindliche Zufriedenheit mildert unseren Schmerz darüber, dass du dich langsam Schritt für Schritt mehr von uns entfernt hast,  und unsere Liebe bleibt trotzdem bestehen.

Foto: Eigentum Sylvia Waldfrau

Erinnerungen

Titelfoto: Familienausflug, meine Mama und wir drei Geschwister

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Auf vielen meiner alten Kinderfotos habe ich einen Wildblumenstrauß in der Hand oder bin gerade beim Blumen pflücken. Oben mit Großvater und meinem Bruder.

Heute fotografiere ich vor allem die Blumen und Pflanzen. Mit meinem Vater war ich früher oft auf Streifzügen in der Natur unterwegs und er machte mich auch auf viele kleinen Wunder aufmerksam. Beim Durchschauen alter Fotos am Muttertag entdeckte ich, dass es später einige sehr ähnliche Aufnahmen mit meiner Tochter gibt. So gibt eine Generation der nächsten ihre Vorlieben weiter.

Mein Vater und ich:P1090021Mein Vater mit meiner Tochter:P1090051

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Onkel Herbert

In fast jeder Familie gibt es sie, die ungewöhnlichen, schrulligen Mitglieder. Bei uns war es Onkel Herbert, der ewige Junggeselle. Er war ein hagerer Mann mit scharfen, wettergegerbten Gesichtszügen. Immer im Anzug mit Schirmmütze, könnte er als Vorbild für Nick Knatterton gedient haben:

Nick-Knatterton

Zusammen mit der Familie seines Bruders, wohnte er in einem alten Schloß in der bayrischen Provinz. Eigentlich war es eher ein burgähnliches Gebäude mit sehr hohen Räumen, alten Kachelöfen, knarrenden Türen und Sälen anstatt Zimmern. Es gibt sogar ein aktuelles Foto davon:

Schloss_Unterthingau-001.jpg

Wir Kinder liebten die Eingangshalle, denn da hing eine Schaukel, mit der man sich bis zur meterhohen Decke schwingen konnte. Das kitzelte so wunderschön im Bauch. Das Haus war für uns geheimnisvoll. Es wirkte etwas verstaubt und die eher dunklen Räume schienen viele Geschichten erzählen zu können.

Aber nun zu Onkel Herbert. Er trug immer Anzüge mit Knickebockern und die dazu passende Schirmmütze, wie diese drei Herren hier:

knickerbockers

Alles war aus dem selben Stoff geschneidert. In der riesigen Küche stand, neben dem alten großen Schloßofen sein Webstuhl.

Webstuhl

Dort webte er die Stoffe selbst und nähte sich anschließend daraus die Anzüge samt passender Mütze. Die Stoffe hielten ein Leben lang. Etwas steif und hart fanden wir sie, denn wir waren moderne weiche Stoffe gewohnt. Ob er die passenden Kniestrümpfe auch noch strickte weiß ich allerdings nicht. Zutrauen würde ich ihm auch das. Auf jeden Fall waren sie immer farblich passend. Er war also ein Weber und Schneider aber außerdem auch noch ein sehr fleißiger Maler.

In den sehr großen  Räumen hingen alle Wände voll mit altmodischen Ölgemälden, die unser Onkel selbst gemalt hatte. Berg- und Naturmotive waren seine Leidenschaft, ähnlich diesem Gemälde:Franz-van-der-Glas-1878-1964.jpg

Kaum ein Zentimeter Wand war in den Räumen noch zu sehen. Er war ungeheuer produktiv. Auch die Rahmen fertigte er selbst. Meine Schwester hat heute noch ein Gemälde von ihm. Zum Malen fuhr Onkel Herbert mit seinem VW-Käfer in die Berge. Einmal durften wir ein Stück mit ihm fahren. Dies war ein Erlebnis der anderen Art. Man dachte man könne neben dem Käfer herlaufen, so langsam tuckerte er durch die Landschaft. Manch gefährliches Überholmanöver löste er damit aus, aber er fuhr stoisch, unaufgeregt und langsam wie eine Schnecke weiter vor sich hin und erreichte immer sein Ziel. Zeit schien ihm nicht wichtig zu sein. Mit im Gepäck hatte er seinen Skizzenblock und die Staffelei. Außerdem Körbe zum Sammeln. Denn er war ein begnadeter Beeren- und Pilzesammler. Dann saß er einen Teil des Tages vor seiner Staffelei um Entwürfe zu fertigen und danach ging er zum Sammeln. Ohne etwas mitzubringen kam er nie nach Hause und Tante Hildegard, seine Schwägerin, kochte anschließend Kompott aus den Waldbeeren oder trocknete die Steinpilze auf langen Schnüren.

Als Kind fand ich ihn immer etwas unheimlich und unnahbar. Aber wenn ich heute an ihn denke, dann wird mir bewusst, dass er war ein ganz besonderer Mensch mit enormen künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten war. Offensichtlich hat er nie eine Frau gefunden, die seine Eigenheiten liebte oder ergänzte und so blieb er Junggeselle und wurde bestimmt von vielen Menschen als verschrobener Kauz abgestempelt. Ihn schien das aber niemals zu stören. An seine Stimme kann ich mich nicht erinnern, ich vermute deshalb, dass er ein eher schweigsamer Mensch war. Mit uns Kindern konnte er vermutlich damals auch nicht viel anfangen.

Heute allerdings könnte ich seine Art schätzen, würde mich bestimmt sehr gerne mit ihm unterhalten, ihn nach seinen Erinnerungen und Erfahrungen fragen und würde seine vielfältigen Fähigkeiten bewundern.

Irland Erinnerung

Meine Tochter hat mich zu einer Erinnerungsreise eingeladen. Nach dem sie meine Berichte über Irland in meinem Blog verfolgte, meinte sie, dies sei ein schönes Weihnachtsgeschenk. Und so waren wir, bevor ich krank wurde, in der Vorstellung von Rhythme and Dance:

Ryhthme

Rythm_of_the_Dance-005

Es war auch ein sehr schönes, stimmungsvolles Erlebnis und ich konnte einige Songs hören, die mich sehr an meine Zeit in Irland erinnerten. Und so fiel mir auf der Heimfahrt ein, wie wir in unserem Örtchen Eyeries einmal im Ballroom eine Tanzveranstaltung erlebten.

Der Baalsaal war altmodisch, verstaubt und wenig einladend. Alte Dielenbretter, wenige hochgelegene Fenster, schmucklos in braunen Tönen gehaltene Bretterwände. Am Ende des Saals gab es eine alte Holzbühne für die Musiker. Links und rechts entlang den Wänden waren lange Bänke aufgestellt. Ansonsten war der Raum eher kahl.

Aber die jungen Leute kamen voller Begeisterung und der Saal fühlte sich schnell.  Und nun staunten wir nicht schlecht, denn die Mädchen reihten sich alle links auf, während alle jungen Männer sich gegenüber auf die Bänke rechts niederließen und dadurch hatten sie die ganze Weite des Ballraums dazwischen. Die Band fing an zu spielen. Auf einmal rannten die Jungs los, durchstürmten den Saal um schnellstens als Erster bei ihrer Angebeteten zu sein und los ging das Tanzen. Damals wurde wirklich viel so ein Tanzstil wie bei der Vorführung getanzt. Wir fanden dieses Tanzen steif und fremd und  wir versuchten es dann natürlich auch und stellten fest, dass es ganz schön schwer ist. Gute Steptänzer gab es wenige, aber die stocksteife Haltung hatten alle im Repertoire. Das folgende Beispiel zeigt, dass auch die alten Leute noch so tanzen. (Bitte nicht lachen, es ist schon etwas kurios)

Nur einige wenige Mauerblümchen saßen dann noch einsam auf den Bänken. Ich fand das furchtbar für die Übriggebliebenen, die ganz offensichtlich unbehaglich versuchten tapfer und nicht traurig auszusehen. Auch ein paar schüchterne Jungs saßen einsam auf den Bänken und trauten sich nicht ein Mädchen aufzufordern. Es war für uns wie ein Ausflug in die Vergangenheit.

Rythm_of_the_Dance-002

 

 

 

 

 

Eine Reise lang zuvor

Fotos: Sylvia Waldfrau

 

 

P1040998Erinnerungsreise

Klänge von Musik eröffnen den Traum, die Reise in den Kopf. Türen öffnen sich wieder, Erinnerungen tauchen auf, sanft und leise. Alles erscheint wieder gewaltig vor dem inneren Auge, der Weg ist hell und klar.

Das Meer rauscht leiser werdend bei jedem Schritt ins sanfte Grün des Schattens, vorbei geht es bedächtig an den weisen alten Bäumen mit ihrer zerknitterten Haut, ihrer zersausten Wildheit und dem samtenen Moos zu ihren Füßen. Ein Märchenreich. Im Licht und Schatten scheinen die Feen und ihre Königin zu schweben. Die bemoosten Steine sind ihr Garten, die Baumwipfel ihr Schloss. Wie Dome ragen die Wipfel in den Himmel mit ihren gewaltigen Kronen voller Geheimnisse. Wie Säulen von Tempeln strecken sich die Äste in den Himmel. Tempel zu Ehren der Schöpfung.

Weiter langsam und bedächtig. Lautlos der Schritt, versinkend im Moos. Da, der Bach erglitzert weich im Lichtspiel der brechenden Sonnenstrahlen. Leise plätschert er vor sich hin, Geschichten erzählend von der weiten Reise, von der klaren Luft der Berge, dem sanften Wiegen des Moorgras, von peitschendem Wind und rauschenden Fall, vom kühlen Schatten der Wälder und vom monotonen Rauschen des Regens, von der reglos erstickenden Stille des Nebels. Uralt und doch immer neu klingt die Weise des Baches die er singt.

Die bemoosten Steine lauschen unendlich geduldig, die, die manchmal einen kleinen Teil, einen Sandkorn mit auf die Reise geben, zu fernen Stränden, zum Meer. Der Farn neigt seine zarten Spitzen, erzittert im leichten Wind, lauscht auch geduldig dem Plätschern. Ergeben und doch voller Kraft neigt sich das satte Grün zum Wasser und zum Licht.

Jede Sekunde ist voller Macht, eine stille unendlich sanfte Macht. Der ewige Kreislauf. Es nimmt die Angst vor dem Sterben. Was kann es Schöneres geben als Teil dieses Kreislaufs zu sein und auf die Reise zu gehen.  Teil dieser satten dunklen Erde zu sein, durch die Wurzeln dieser Dome emporzustreben, im hellen grün der Blätter über die wogende Weite zu sehen, Schatten zu spenden und Kühle, sanft im Festgewand aller Farben hinab zu schweben, vom Wind getragen zu werden., auf den Wirbeln im Wasser zu reiten, zu tanzen zu diesen Klängen, einzutauchen in das klare kühle Wasser, zart verblassend zu Erdfarben werdend, mitgetragen von Millionen glitzernden Tropfen, weich dahinschwebend an einen neuen Ort. Nahrung zu sein, Teil des ewigen Kreislaufs. Staub zu sein im Universum.

Irland 1980

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Irishe Wildnis Irlandurlaub 2007 TraumwaldP1040579CIMG1498

Fotos: Sylvia Waldfrau