„Willkommen in der Realität“ sagte ich heute zu meinem Ex. Endlich haben wir eine Wohnung für ihn gefunden. Sie ist einfach und klein, aber er wollte nicht mehr zahlen und hatte unrealistische Vorstellungen was man dafür bekommen kann. Nun nörgelt er, hat sich selbst aber überhaupt nie bemüht. Ich habe auf so viele Inserate geschrieben, mit so vielen Vermietern telefoniert, Besichtigungstermine vereinbart und zum Dank höre ich nun nur Kritik an der Wohnung. Er ist Ausländer und ich habe gespürt, dass es da Ressentiments gab, auch wenn es nicht zugegeben wurde. Da wurden Bürgschaften von mir erwartet, Einblicke in private Dokumente verlangt und das ging weit über das hinaus was üblich ist und es war eindeutig aufgrund seiner Nationalität. Nun gibt es endlich ein Chance und er erkennt nicht, dass er froh darüber sein sollte. Man kommt ihm ohne Vorurteile entgegen und er stellt noch unberechtigte Forderungen Hoffentlich kann ich das auffangen.
Dankbarkeit hatte ich ja schon gar nicht mehr erwartetet, aber wenigstens Respekt davor, dass ich mich so bemüht habe, obwohl es nicht meine Aufgabe war. Nun muss er lernen dass er nicht mehr so bequem leben kann. Ich war seine Übersetzerin, Integrationsbeauftragte und Vermittlerin. Leider bemühte er sich immer weniger sich selbst zu informieren und weigerte sich auch immer mehr überhaupt Ratschläge anzunehmen. Es kostete mich unendlich viel Kraft das noch auszuhalten. Seit neun Monaten weiß er, dass ich mich trennen will, aber er ignorierte es einfach total.
Am Mittwoch kann er nun den Mietvertrag unterschreiben und ich hoffe inständig, dass er das auch tut und endlich auszieht. Er ist nun so viele Jahre hier und ist doch nicht angekommen. So schwierig ist es teilweise mit der Integration und den zu großen Träumen, die sich nicht so einfach verwirklichen lassen.