Abschied

Vor wenigen Tagen ist mein Vater nun friedlich für immer eingeschlafen. Nun ist eine Zeit der Trauer und  des Gedenkens. Seine Asche wird an seinem Geburtsort verstreut und es gibt somit vieles zu planen.

Alle Schwierigkeiten der Trennung und des Auszuges meines Partners sind damit in den Hintergrund getreten.  Er ist nun aber endlich mit großem Krach ausgezogen und ich werde nun meine Wohnung umgestalten.

So enden zwei Abschnitte meines Lebens in kürzester Zeit.

Es gibt nun also einiges für mich zu tun und zu verarbeiten. Somit finde ich noch einige weitere Tage keine Zeit für meinen und eure Blogs.  Ich wünsche euch eine gute Zeit bis dahin.

Das ist mein Motto für die nächsten Tage:

Um die kleinen, stillen Dinge wahrzunehmen, sei selbst innerlich still. Das bedarf Aufmerksamkeit. Sei still. Schaue. Lausche. Sei gegenwärtig. 

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Rückzug

Im Moment ziehe ich mich etwas in mein Schneckenhaus zurück und gehe in Deckung, damit ich die Tage bis zum Auszug meines Mannes unbeschadet überstehe. Bei ihm entlädt sich eine geballte Ladung Frustration und er äußert sich in unserem Umfeld sehr negativ. Also aktiviere ich meine Kräfte nochmals und versuche ihm aus dem Weg zu gehen. So bin ich viel unterwegs und selten online.  Bald wird Ruhe einkehren und dann bin ich wieder aktiver.

Fotos: Sylvia Waldfrau

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Ich danke Euch allen

 

Nur langsam lässt meine Anspannung nach, aber wir haben es geschafft. Der Vertrag ist unter Dach und Fach und gleich bin ich auf einen Drink bei lieben Freunden eingeladen. Vielen Dank für Eure lieben Wünsche und das viele Daumendrücken, es hat mich sehr berührt.

Fotos: Sylvia WaldfrauP1040121

Ich danke allen, die meine Träume belächelt haben.

Sie haben meine Phantasie beflügelt.

Ich danke allen, die mich in ihr Schema pressen wollten.
Sie haben mich den Wert der Freiheit gelehrt.

Ich danke allen, die mich belogen haben.
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit gezeigt.

Ich danke allen, die nicht an mich geglaubt haben.
Sie haben mir zugemutet, Berge zu versetzen.

Ich danke allen, die mich abgeschrieben haben.
Sie haben meinen Mut geweckt.

Ich danke allen, die mich verlassen haben.
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.

Ich danke allen, die mich verraten und missbraucht haben.
Sie haben mich wachsam werden lassen.

Ich danke allen, die mich verletzt haben.
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu wachsen.

Ich danke allen, die meinen Frieden gestört haben.
Sie haben mich stark gemacht, dafür einzutreten.

Ich danke allen, die mich verwirrt haben.
Sie haben mir meinen Standpunkt klar gemacht.

Vor allem danke ich all jenen, die mich lieben, so wie ich bin. Sie geben mir Kraft zum Leben!

Paulo Coelho

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Willkommen in der Realität

„Willkommen in der Realität“ sagte ich heute zu meinem Ex. Endlich  haben wir eine Wohnung für ihn gefunden. Sie ist einfach und klein, aber er wollte nicht mehr zahlen und hatte unrealistische Vorstellungen was man dafür bekommen kann. Nun nörgelt er, hat sich selbst aber überhaupt nie bemüht. Ich habe auf so viele Inserate geschrieben, mit so vielen Vermietern telefoniert,  Besichtigungstermine vereinbart und zum Dank höre ich nun nur Kritik an der Wohnung. Er ist Ausländer und ich habe gespürt, dass es da Ressentiments gab, auch wenn es nicht zugegeben wurde. Da wurden Bürgschaften von mir erwartet, Einblicke in private Dokumente verlangt und das ging weit über das hinaus was üblich ist und es war eindeutig aufgrund seiner Nationalität. Nun gibt es endlich ein Chance und er erkennt nicht, dass er froh darüber sein sollte. Man kommt ihm ohne Vorurteile entgegen und er stellt noch unberechtigte Forderungen  Hoffentlich kann ich das auffangen.

Dankbarkeit hatte ich ja schon gar nicht mehr erwartetet, aber wenigstens Respekt davor, dass ich mich so bemüht habe, obwohl es nicht meine Aufgabe war. Nun muss er lernen dass er nicht mehr so bequem leben kann. Ich war seine Übersetzerin, Integrationsbeauftragte und Vermittlerin. Leider bemühte er sich immer weniger  sich selbst zu informieren und weigerte sich auch immer mehr überhaupt Ratschläge anzunehmen. Es kostete mich unendlich viel Kraft das noch auszuhalten. Seit neun Monaten weiß er, dass ich mich trennen will, aber er ignorierte es einfach  total.

Am Mittwoch kann er nun den Mietvertrag unterschreiben und ich hoffe inständig, dass er das auch tut und endlich auszieht. Er ist nun so viele Jahre hier und ist doch nicht angekommen. So schwierig ist es teilweise mit der Integration und den zu großen Träumen, die sich nicht so einfach verwirklichen lassen.

Zwei Gesichter

Foto: Serge Lutens

Eingehüllt in Resignation war ich sprachlos geworden. Die Stille war eine trügerische, denn in mir brodelte es. Ich fühlte nur eine große Unzufriedenheit, die ich nicht genau benennen konnte.  Ein war ein nur scheinbar gelassenes Abwarten und auf ein nahes Ende Hoffen.

Heute mit einer Explosion, ausgelöst durch ein paar dumme Worte, platzte die Stille und ein Wortschwall voller Zorn sprudelte heraus. Ich las einmal: „Stehst du am Abgrund dann siehst du tief und weit“. Dieses Gefühl hatte ich, ich sah all das Verborgene und Tiefverschüttete in mir und der Blick nach vorn in die Weite erschien so hoffnungslos. Der Frust der letzten Monate kam ungebremst an die Oberfläche. Steh hinter dir, wenn du von vorn angegriffen wirst, heißt ein Spruch. Ich stand nicht hinter mir, ich stand weit, weit vor mir, exponiert, kämpferisch und voller Wut.

So hat man zwei Gesichter und ab und an kann man beide erkennen und muss sich eingestehen, dass man nicht immer friedliebend und ausgleichend ist, sondern eben auch eine verbal böse Seite hat, wenn man angegriffen wird und sich verteidigen muss. Immerhin ist meine Sprache zurückgekehrt, ich kann wieder ausdrücken was mich bewegt. Adrenalin scheint meinem Hirn gut zu tun, was nicht bedeutet, dass ich solche Situationen häufiger erleben möchte, denn körperlich ist das verdammt anstrengend.

 

Il est trop tard/ Es ist zu spät

Fotos: Sylvia Waldfrau

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Während ich schlief, während ich träumte
die Uhrzeiger haben sich gedreht, es ist zu spät
meine Kindheit ist so lange her, es ist schon morgen
Zeit, vergehe, vergehe, es wird nicht mehr lange dauern
während ich dich liebte, während ich dich dich hatte
ging die Liebe davon, es ist zu spät
Du warst so schön, ich bin allein in meinem Bett
Zeit, vergehe, vergehe, es wird nicht mehr lange dauern
während ich meine liebe Freiheit besang
haben andere sie gefesselt, es ist zu spät
einige haben gekämpft, ich habe das nie gekonnt
Zeit, vergehe, vergehe, es wird nicht mehr lange dauern
Jedoch lebe ich immer noch, mache immer noch Liebe
ich singe manchmal sogar zu meiner Gitarre
für das Kind, das ich war, für das Kind, das ich gemacht habe
Zeit, vergehe, vergehe, es wird nicht mehr lange dauern
Während ich sang, während ich dich liebte,
während ich träumte, war noch Zeit

Loslassen

Ich kann es nicht mehr hören und lesen. All die guten Ratschläge der sogenannten „Trennungsratgeber“. Selbst wenn man guten Willens ist eine Lösung zu finden, dann muss das  mit betroffene Gegenüber auch mitspielen wollen. Es sind immer ZWEI im Guten wie im Bösen.

Was tun, wenn sich der Betroffene den Teufel darum schert, wie man die Situation auflösen kann?  Wenn er nicht loslassen will, aus purer Bequemlichkeit kombiniert mit Sturheit?  Wenn er für keinerlei Informationen mehr zugänglich ist, überhaupt nicht mehr zuhört und man weiß, dass die Konsequenzen daraus vielleicht für ihn dann ein Schock sein werden. Dafür gibt es keine Ratgeber.

Man selbst verharrt dann in einer andauernden Situation, die man so nicht mehr ertragen will und kann. „Geduld“ wird einem angeraten. Aber die Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt und das Warten geht an die Substanz. Nur wenige im Umfeld haben unaufgefordert Zeit und Geduld ein wenig mittragen zu wollen und etwas Ablenkung anzubieten. Denen, die einfach da sind, ist man dann sehr dankbar.

Ein ruhiges Vier-Augen-Gespräch, in dem der Trennungswillige seinem Partner seine Beweggründe offen erklärt, Rückfragen zulässt und einfühlsam und nicht verletzend antwortet, ist wohl die „idealste“ Art, sich zu trennen. Das las ich in einem Online-Ratgeber.

Ich mag so etwas nicht mehr lesen. Natürlich wäre das die beste Art sich zu trennen. Was aber wenn, egal was man sagt, das Gegenüber ablehnend reagiert?  Wenn die Mauern inzwischen so hoch geworden sind, dass man sogar schreiend nicht mehr  gehört wird?Wenn einer sich wie ein Maulwurf vergräbt und keinen Zentimeter mehr bewegt? Dann sitzt man erstarrt da und weiß keinen Weg heraus.

Zuletzt mag man eigentlich nicht mehr darüber reden, sich nicht einmal mehr Luft verschaffen, nicht mehr jammern. Nur noch einmal will ich, jetzt und hier, das Elend in Worte fassen und ins Universum schicken, damit ich nicht daran ersticke.

 

Wenn sich die
Wolken jemals
wieder aus ihrem
grauen Kostüm
befreien werden,
will ich Dich wissen lassen:
Ich habe Dich überstanden.

Claudia Mahlzahn

Foto: Sylvia Waldfrau

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Loslassen / Ein Traum

Als ich heute dieses Bild sah, da fiel mir ein Traum ein, den ich vor langer Zeit hatte und nie vergessen habe. Ich sehe ihn noch vor mir, als wäre es erst gestern gewesen.

Mir träumte ich ging einen langen schmalen Feldweg zwischen Wiesen entlang, der langsam zu einem Hügel aufstieg. Am Hang über mir standen Reihen von Frauen mit langen Bahnen von rotem Stoff in erhobenen Händen und sie schwenkten das wallende Rot über ihren Köpfen. Ich wandelte den Weg entlang und konnte meinen Blick nicht von dem Spiel des Stoffes im Wind und den weichen Bewegungen der fröhlich lachenden Frauen wenden. Sie hoben und senkten die Arme und das sanfte Flattern der Stoffbahnen erinnerte an Wellen des Meeres. Dann ließen die Frauen die Bahnen los und sie schwebten einige Zeit im Spiel des Windes über die Wiese und ich erwachte.

Loslassen und Trennung ist gerade mein Thema. Eine immer wiederkommende Aufgabe die immer wieder geübt werden muss.

Trauer und Neugier auf den Aufbruch in ein neues Leben wechseln sich ab wie das Auf und Ab der wallenden roten Stoffbahnen im Wind.

rote.Tuch